Schlomo G.
5/5
Ach, das Back to Future Open Air in Glaubitz. Ein wahrlich außergewöhnliches Erlebnis, das ich aus einer Laune heraus zu besuchen entschied. Nun, als jemand, dessen gewöhnliche Freizeitbeschäftigungen eher die Gesellschaft von Grafen und Baronen, das Erörtern von Hochkultur in erlesenen Salons und das Genießen exquisiter Kaviarhäppchen umfassen, war die Vorstellung, mich unter das gemeine Volk zu mischen, fast schon eine soziologische Studie für mich.
Gleichwohl fand ich mich plötzlich inmitten eines Menschenmeers wieder, das – und das sei betont – in bemerkenswerter Eintracht und unter der Sonne des sächsischen Himmels einer äußerst urwüchsigen, wenn auch überraschend fesselnden musikalischen Darbietung frönte. Die Bühne, wohl eher bescheiden im Vergleich zu den opulenten Opernhäusern meiner Heimat, tat dennoch ihren Zweck. Die Künstler, wenngleich nicht von edlem Geblüt, versprühten eine beeindruckende Energie und zelebrierten eine Kunstform, die mir zuvor nur flüchtig bekannt war – die sogenannte Punk- und Hardcore-Musik.
Mein Zelt, das bei meiner Ankunft sogleich aufgestellt wurde – und das selbstverständlich nicht den Standard meiner herrschaftlichen Residenz erreichte – bot dennoch einen recht akzeptablen Unterschlupf. Die Nacht verbrachte ich unter dem Sternenhimmel, begleitet vom unaufhörlichen Tosen der Musik und dem fröhlichen Gelächter der Festivalbesucher. Ich bemerkte mit einer gewissen Verwunderung, dass ich, entgegen meiner Erwartungen, nicht gänzlich missmutig über den fehlenden Komfort war.
Die angebotenen Speisen und Getränke, deren Präsentation durchaus rustikal war, erwiesen sich als angenehm schmackhaft. Obwohl der Champagner fehlte, war das Bier erfrischend und die herzhaften Snacks durchaus sättigend. Meine Begleiter – ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Individuen unterschiedlichster Herkunft und sozialen Schichten – erwiesen sich als erstaunlich unterhaltsam und geistreich. Unsere Gespräche, die sich von der Musik bis hin zu philosophischen Fragen erstreckten, waren aufschlussreich und vergnüglich.
Nichtsdestoweniger will ich meine werten Leser nicht irreführen – natürlich sehnte ich mich nach dem Komfort und der Eleganz meiner gewohnten Lebensumstände. Doch in all der Ungezwungenheit und dem wilden Treiben des Back to Future Open Air fand ich eine gewisse, mir zuvor fremde, Form von Freiheit und Freude.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieses Festival, so entfernt es auch von den üblichen Veranstaltungen meiner gehobenen Gesellschaft sein mag, eine amüsante und bereichernde Erfahrung war. Manchmal mag es für uns Aristokraten heilsam sein, die Samthandschuhe abzulegen und sich in das einfache, aber leidenschaftliche Leben der breiten Masse zu stürzen – auch wenn es nur für ein Wochenende ist.